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Von der Botschaftssekretärin zur Gründerin und Direktorin einer Privatschule mit 300 Schülern in Bamako, Mali: Das ist die bemerkenswerte Geschichte von Dominique Faucq. Ihr Lebensweg ist so holprig wie eine afrikanische Straße aber dank ihrer Hartnäckigkeit hat sie etwas erreicht, auf das sie stolz sein kann.

Abenteuer als Wegweiser

Anfang der 80er Jahre studierte Dominique Informations- und Kommunikationswissenschaften an der ULB. Dies führte sie unerwartet zur Botschaft von Mali, wo sie eine Stelle im Sekretariat annahm. Ihre Neugierde war geweckt doch die Erledigung von Visaformalitäten, ohne etwas über das Zielland zu wissen, erfüllte sie nicht. Sie beschließt, mit einem Peugeot 504 nach Mali zu fahren. Sie ist 25 Jahre alt und sehr abenteuerlustig. „Das wäre heute nicht mehr möglich“, sagt sie sofort und verweist auf die dschihadistischen Gruppen, die das Land derzeit besetzen.

Nachdem sie zweimal die Sahara durchquert hat („Das prägt einen!“), lässt Mali sie nicht mehr los. Sie reist mehrmals hin und her, bis sie sich schließlich dort niederlässt. Ihre ersten Erfahrungen sammelt sie als Handelsvertreterin für einen Marmorsteinbruch, der von einem Belgier geführt wird. „Nach einem Jahr wird das Projekt durch den Staatsstreich von 1991 beendet; sieben weitere folgen!“

Dominique heiratet einen Mann aus Mali, der fünf Jahre lang Minister für Energie, Bergbau und Wasser sowie weitere fünf Jahre lang Minister für Verkehr und Infrastruktur war. Als sie eine Schule für das älteste ihrer drei Kinder sucht, findet sie keine, die ihren Erwartungen entspricht. Deshalb beschließt sie 1995, eine eigene Schule zu gründen. So entsteht ‘Les Petits Génies’ (auf Französisch) (neues Fenster): Eine Schule mit einem Namen voller Hoffnung und Zuversicht in einer Hauptstadt mit vier Millionen Einwohnern. Alles beginnt mit einer Vorschulklasse von nur acht Schülern. Heute lernen in der Schule von der Vorschule bis zu den ersten Jahren der Sekundarstufe 322 Schüler.

Schule mit einer Mission

„Die überwiegende Mehrheit der Schüler und Lehrer sind Malier”, erklärt Dominique mit einem gewissen Stolz. „Die Kinder bleiben in der Regel etwa zehn Jahre bei uns. Durch die freundliche, familiäre Atmosphäre kennen sich alle. Unsere Aufgabe ist es, sie bestmöglich auf ihre weitere Schullaufbahn in den höheren Klassen und danach vorzubereiten.“ Und der Beweis für den Erfolg: „Eine große Anzahl ehemaliger Schüler erlangt in Frankreich oder Belgien einen Hochschulabschluss.“

Der Lehrplan, der auf Französisch unterrichtet wird, folgt den nationalen Richtlinien und wird durch Ideen aus Frankreich, Belgien und Kanada ergänzt. „Früher habe ich frisch ausgebildete Lehrer aus diesen Ländern eingeladen, ihr Wissen ein Jahr lang mit uns zu teilen. Seit dem Auslaufen der Visa im Jahr 2012 ist die Schule völlig autonom und beschäftigt ausschließlich lokale Lehrer.“

Die Schule ist nicht nur inhaltlich, sondern auch finanziell unabhängig. „Wir erhalten keine Subventionen. Alles wird aus den Beiträgen der Eltern bezahlt.“ Ist die Schule dann nur für privilegierte Kinder gedacht? „Nein”, erklärt Dominique. „Es ist eine Schule für Kinder aus der Mittelschicht, deren Eltern eine bessere Qualität als die des öffentlichen Bildungswesens suchen. Einige Kinder unserer eigenen Mitarbeiter erhalten sogar kostenlosen Unterricht. Ich möchte nicht um jeden Preis mehr Schüler gewinnen, denn die Qualität unserer Bildung steht an erster Stelle und das bedeutet kleine Klassen.”

Anerkennung in schwierigen Zeiten

Qualität bedeutet leider nicht, dass in Mali, einem Land mit 24 Millionen Einwohnern, alles reibungslos funktioniert. Wie der Rest des Landes steht auch die Schule vor verschiedenen Herausforderungen. „Bevor wir Solarzellen installieren ließen, hatten wir bis zu 18 Stunden pro Tag Stromausfall. Auch Wasserknappheit ist keine Seltenheit. Darüber hinaus gab es häufig Studentenproteste gegen den Zustand des öffentlichen Bildungswesens, bei denen wir mit Steinen beworfen wurden und Drohungen erhielten.“ Trotz aller Schwierigkeiten hält die Schule stand. Als besonderes Highlight erhielt Dominique in diesem Jahr die Médaille de la Francophonie 2025, eine Auszeichnung, auf die ein Besuch des belgischen Botschafters Patrick Deboeck folgte.

Zukunftspläne

Nach mehr als 30 Jahren als Leiterin der Schule denkt Dominique über die Zukunft nach. Die Schule verkaufen? „Das ziehe ich in Betracht, aber es ist schwierig, mich von meinem ‚Baby‘ zu trennen.“ Ihrer Meinung nach besteht die Herausforderung für die Schule vor allem darin, den eingeschlagenen Kurs fortzusetzen, motiviert zu bleiben und trotz Rückschlägen Leistung zu erbringen. In Mali bleiben? „Es ist ein Land der Extreme: auf der einen Seite die unglaubliche Freundlichkeit der Menschen und die reiche traditionelle Kultur (Musik, Küche, traditionelle Kleidung, Dogon-Kultur ...), die sie bewahren möchten. Auf der anderen Seite die schwierigen Lebens- und Arbeitsbedingungen und das extreme Klima . Kommt es in Frage, die jährlichen Besuche nach Belgien zu beenden, um sich dort endgültig niederzulassen? „Das Atomium auf meinem Schreibtisch erinnert mich an Belgien, meine kulturelle Heimat. Ich schließe allerdings auch eine erneute Auswanderung nicht aus: mit der Unterstützung der ÜSS ist vieles möglich”, sagt sie mit einem Lächeln.

Ihr Traum? „Ein Teesalon in Kyoto!“

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